Geschichte der Christuskirchengemeinde

Am 1.10.1950 wurde eine zweite Pfarrstelle für den Nordbezirk errichtet und mit Pfarrer Fritz Andres – vorher in Hähnlein tätig – besetzt. Eberstadt erweiterte sich damals rasant nach Norden. Ein neues Baugebiet erschloss den Raum zwischen Ortskern und Villenkolonie. Der Lämmchesberg schuf weiteren Wohnraum. Das Baugebiet Nordwest war in Planung. Genug Handlungsbedarf also.

Pfarrer Andres setzte neue Akzente. Er förderte die Jugendarbeit – viele ältere Gemeindemitglieder erinnern sich noch an die Skifreizeiten in Österreich. Ein Waldgottesdienst zu Himmelfahrt ist die Grundlage einer langen Tradition. Eine neue Gemeinde zu errichten gelang aber nur durch neue Gebäude. Am 6.11.1954 wurde der Grundstein zum ersten Bauabschnitt für ein Jugendheim und den Kindergarten gelegt. Somit ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die tragende Säule unserer Gemeindearbeit – nicht nur in der Anfangszeit. Am 23.10.1955 konnte das Bauwerk mit Beteiligung von Propst, Dekan und Oberbürgermeister eröffnet werden. Im Bau zwischen Jugend- und Gemeindehaus und dem Kindergarten entstand die Küsterwohnung. Hier lebten dann der Pfarrer sowie der Küster und Jugendleiter Rudi Hagemann. In dieser Zeit herrschte noch Knappheit und Not. Beide teilten sich zunächst den Clubraum als Wohnzimmer, bis das neue Pfarrhaus erbaut wurde. Der einzige Kühlschrank war im Kindergarten – lange ersehnt und mit Spendenmitteln angeschafft.

Die Gemeinde wurde mit Beschluss der Kirchenleitung vom 26.5.1959 zum 1.10.1959 selbständig und erhielt Pfarrer Andres als ersten Amtsinhaber. Am zweiten Advent fand die Wahl des ersten Kirchenvorstands statt. Wichtiger war aber die Errichtung der Kirche. Nachdem die ersten Bauarbeiten an der in Stahlbetonskelettbauweise errichteten Kirche schon durchgeführt waren, wurde der Grundstein am Samstag vor dem ersten Advent, also dem 26.11.1960, eingemauert. Darin ist auch das „Goldene Buch“ der Spender für die Kirche enthalten. Wer den Grundstein sucht: er befindet sich gleich rechts neben dem Haupteingang im Kirchenschiff. Das Pfarrhaus mit Gemeindebüro und noch später das Pfarrhaus II komplettierten das Ensemble. Es bleibt anzumerken: das ursprünglich auf einer „grünen Wiese“ gelegene Gelände der Gemeinde ist durch neue Baugebiete – insbesondere Eberstadt- Nordwest – nicht mehr in einer Solitärlage. Auch eigene Grundstücke wurden abgegeben – so in den 60-er Jahren an Privatleute und Ende der 90-er an die Ökumenische Wohnhilfe Darmstadt in Erbpacht.

Das hauptamtliche Team komplettierte ab 1960 Fräulein Charlotte Heß, die für die Frauenhilfe, Jungschar, Mädchenarbeit und den Kindergottesdienst verantwortlich war. Viele Eberstädter erinnern sich noch an sie. Später wechselte sie in die Blindenarbeit. Auch Herr Hagemann schied 1977 aus. Ihm folgten Herr Ristau und ab 1984 Herr Werner Hippe. Die Jugendarbeit, die Herrn Hagemann immer am Herzen lag, wurde schon 1974 von Michael Emde hauptamtlich übernommen.

Bedingt durch neue Baugebiete gab es stetige Zuzüge, durch die sich die Gemeindestruktur veränderte. Ende der Sechziger war das Baugebiet Nordwest fertig, später kamen der Haselberg und noch später der Steckenbornweg hinzu. Aktuell erleben wir einen Impuls durch den Wolfhartweg und die Barbarasiedlung. Somit konnte die Gemeinde stets eine hohe Mitgliederzahl aufweisen: ursprünglich 6000, jetzt ca. 4000. Diese Entwicklung erforderte aber auch, dass sich die Gebäude anpassten. In den Siebzigern wurde das Gemeindehaus erweitert und im letzten Jahrzehnt behindertengerecht umgebaut. Eine Solaranlage auf dem Kirchendach verschafft neue Einnahmen. Gleichwohl ist das Gelände als Ensemble gleich geblieben.

Dieses Auf und Ab spiegelt sich auch in der Pfarrerbesetzung. Ursprünglich mit einem Pfarrer versehen, wurde schon 1962 ein Pfarrvikar – Herr Konrad Hirt – zum Pfarrvikar bestellt. Ihm folgte für wenige Wochen Ruth Ruthsatz und dann im jährlichen Turnus Diethelm Weyer und Dieter Hammerschmidt. Wegen der positiven Mitgliederentwicklung wurde dann die Pfarrvikarstelle in eine volle Pfarrstelle umgewandelt und ab 1.Juli 1967 mit Johannes Denstädt – vorher in Bechtheim – besetzt. Sein Nachfolger war 1984 Traugott Begrich, der zuvor im Dekanat Alsfeld wirkte. Pfarrer Andres trat 1973 in den Ruhestand. Ihm folgte Karlfried Goebel aus Idstein, der 1994 durch Ortrun Röschinger-Schneider abgelöst wurde, die zuvor Pfarrvikarin in unserer Gemeinde war. Ab 1989 hatten wir wieder Pfarrvikare. Die Stelle von Martin Faber wurde später in eine halbe Pfarrstelle umgewandelt. Weiterhin wirkten Frau Eschenbrenner und Frau Röschinger- Schneider. Nach dem Ausscheiden von Christoph Sames 1999 wurde die Stelle nicht mehr besetzt. Nachdem Pfarrer Thomas Worch 2001-2009 die Pfarrstelle West versah, ist hier seit Anfang 2010 Walter Schneider tätig.

Dr. Detlev John (Festschrift Jubiläumsjahr 2010/11)